Die Möglichkeiten der Meinungsäußerung in Zeiten des Internets sind facettenreicher denn je. Facebook, Twitter oder StudiVZ lassen die Menschen Statements abgeben- in Sekundenschnelle.
Fast jedes Thema wird bewertet, aber selten ausgewertet. Dabei geht es weniger um Nachhaltigkeit oder Inhalt, vielmehr um Provokation und die darauf folgende Reaktion. Doch leider führt das oftmals zu Meinungsbildern, aufgrund der Kürze der medialen Aufbereitung und der begrenzten Nachhaltigkeit gegenüber dem zum Beispiel gedruckten Wort, die oberflächlich und ungerecht sind.
Solche Statements gab es in den letzten Tagen en masse auf diversen Plattformen zu lesen- nämlich zum Thema Thilo Sarrazin und seinem jüngsten Werk „Deutschland schafft sich ab“. Da verschafft sich Herr Sarrazin erheblichen Presseaufwind durch fragwürdige Äußerungen und viele, oftmals auch jüngere Leute, reagieren mit Online-Statements wie: „Endlich mal jemand der sagt was viele Millionen Deutsche denken- sich nur nicht trauen auszusprechen“ oder es werden Online-Gruppen gegründet wie einen „Thilo Sarrazin Fanclub“ auf StudiVZ, der erheblichen Mitgliederzuwachs erfährt.
Bedauernswert ist dabei nur, das die Publikationen selbst meist gar nicht gelesen werden oder lediglich das Vorhaben zum Lesen bekundet wird, die eigentliche Meinungsbildung aber meist schon fast abgeschlossen ist- ohne eventuell die Fakten von Herrn Sarrazin mal ausführlich hinterfragt zu haben. Auch gehen der durch Schlagworte gebildeten Grundmeinung selten ein intensives Auseinandersetzen mit der Thematik einher. Besonders bei einer so diffizilen Problematik, wie die Ausländerpolitik, ist ein eindringliches Studium aller Fakten und Probleme in Deutschland, insbesondere vor dem historischen Hintergrund, unerlässlich und absolut wünschenswert.
Kritische Betrachtungen sind immer wichtig und wirken meist kreativ auf politische Prozesse- sie sollten aber stets ausführlich vor-betrachtet und in angemessener Art und Weise vorgebracht werden.
Tobias Kascha, Wernigerode