Längeres gemeinsames Lernen in Wernigerode diskutiert

Im wahrsten Sinne des Wortes „mittendrin“ fand die Talk-Runde „Längeres gemeinsames Lernen“ der SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt in Wernigerode statt: mittendrin in der Veranstaltungsreihe, mittendrin im Thema mit ausgewiesenen Experten zu Schul- und Bildungspolitik und vor allem mittendrin in der Diskussion mit den Bürgern und Betroffenen im Publikum. Auf dem Podium erläuterten neben der Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Katrin Budde, auch Vertreter aus Schule, Wissenschaft und Industrie ihre Vorstellungen zu Schulreformen und Bildungschancen. Über die Vorteile des längeren gemeinsamen Lernens für die Kinder bestand weitgehend Konsens unter den Diskutanten.

Der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Matthias von Saldern wies auf eine OECD-Studie hin, die belegt, dass das Bildungssystem in Deutschland weniger nach Leistung als nach sozialer Herkunft die Schüler sortiert. Dieses Verbauen von Chancen durch zu frühe Selektion ist auch für Katrin Budde nicht hinnehmbar: „Viele Schüler machen einen Abschluss unter ihren Möglichkeiten, weil ihre Potentiale nicht genutzt werden“. Die zahlreichen Abgänger, die unterhalb eines Realschulabschlusses oder ganz ohne Abschluss die Schule verlassen, stellen auch die Industrie vor Probleme. Denn trotz Fachkräftemangels finden sich oft kaum ausreichend qualifizierte Auszubildende, erklärt Klaus Olbricht, der Präsident der IHK Magdeburg. Bedenken gegen das längere gemeinsame Lernen relativiert der GEW-Landesvorsitzende Thomas Lippmann mit dem Hinweis, dass gute Schüler an jeder Schule gute Schüler bleiben würden. Aber ohne deren Vorbild und Anregung wäre es für die schwächeren Schüler schwieriger, ihre maximalen Leistungen auszuschöpfen.

Da der Mittendrin-Talk der SPD-Fraktion immer eine gute Gelegenheit ist, mit den Leuten vor Ort ins Gespräch zu kommen, wurde im Anschluss noch lebhaft diskutiert. Unter den Zuhörern befanden sich einige Betroffene, die die Argumente der Talk-Gäste mit persönlichen Erfahrungen verknüpfen konnten und neue Aspekte in die Diskussion brachten. Einig waren sich alle darin, dass endlich Kontinuität in die Bildungspolitik kommen muss, damit Reformen auch über den nächsten Regierungswechsel hinaus greifen können. Dieses Ziel soll mit dem Bildungskonvent, dessen Moderator Stephan Dorgerloh auch den Mittendrin-Talk moderierte, in Sachsen-Anhalt erreicht werden. Die Mittendrin-Reihe ist auf jeden Fall ein guter Ansatz der Politik, sich zu öffnen und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen.

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